Aus dem Reich der Moiren 

 

 

 

 

 

Aus dem Reich der Moiren

 

 

 

 

 

 

Sprechgesang der Moiren

                                        I

Unwissend, ungläubig, schuldlos, gerüstet geboren der Nacht,
Zeigt ihm der Tag der gravitätischen Welt seine Macht. 
Stunden, nur wenig’, der kopflosen Suche nach wärmendem Licht 
Fordert er strampelnd mit Händen und Füßen Gewicht.

 

Rastlos, stets prüfend, erkundet er tastend den Reichtum der Welt,
Strebt er, bis einst ihn versiegende Kraft innehält.
Worte, die ersten, fördern den Geist mit Belehrung und Eile,
Später erinnernd an fliegende zielsich’re Pfeile.

 

                                                   II      

Formend, sich bildend, gedeiht kraftvoll Seele nach Maß, 
Wünsche, sie füllen das farbig leuchtende Glas. 
Stärker als sonst erwacht, er fordert natürlichstes Recht,
Laut und beständig entwickelt sich Menschengeschlecht.

 

Soll er, kann er das rechte Fordern willig besteh’n,   
Muss seinen Weg fortschreitend zielstrebig geh’n. 
Lernt er das Gute von Bösem logisch trennend zu wägen,
Schönheit der Anmut zu schätzen und Hartholz zu sägen.

 

                                                  III                              

Heute geboren, um morgen vererbendes Leben zu spenden,
Kreislauf des Lebens muss sich unendlich vollenden.
Blicke, heterogene, daraus Leben entspringt,
Möglich, dass schaffendes, menschliches Dasein gelingt.
 
Liebe, so hold und zart, sich and’res Geschlecht offenbart,
Fühlt er die Wonne der allmächtigen drangvollen Art.
Erste Verführung wird sehnsuchtsvoll heißes unstillbares 
Toben                                                  Bis auch die letzte Schwalbe gen Süden geflogen.

 

                                      IV

Suchend und irrend durchforscht er überlieferte Weisheit der Alten,                                            
Lernt er geduldig Eignes mit Mut zu gestalten.
Fähig, Hunger zu stillen im helionischen Halbkreis des Tages, 
Bauen das Haus als Rahmen im Laufe des Jahres.

 

                                                 V 

Winkt er vom Gipfel der anderen leuchtenden Höhe gern hin,
Hat er für Tal und Gefahren keinen wirklichen Sinn.
Hoch die Moral, soweit es der schürfenden Sippe gefällt,
Zug an der glänzenden Klingel: „Besser gestellt!“.
Leugnet verkennend Lachesis’12 geduldige, führende Hand,
Hängt sein eig’nes Bild gerahmt an die Wand.

 

                                       VI
Ungeahnt hält allmächtige Zeit Zäsuren bereit,
Grausames Spiel der Natur im irdischen Streit.
Aufstieg und Fall, Geburt und Verwesung, Gewissheit und 
 Zagen                                              

Lässt uns verzweifeln mit endlos melodischen Klagen.
Nebel, sie steigen im Dunkel, Kontürliches spurlos zerrinnt. 
Neues durch Tat nur willkommene Prägung gewinnt.


                                                VII

Pflichten gehorchend, Wünsche vergessendes Vorwärts trachten,                                              

Eigenem Willen entsagend, die Jahre ihn schmachten.
Haben und Wert sich gestalten, des Lebens höchster Zenit,
Leise und schüchtern kommt reifendes Alter stets mit.

 

Spiegel, er fördert den Blick untrüglich ernüchternd zurück,
Goldene Zeiten blicken auf einstiges Glück.
Fehler belasten die letzte Etappe, gewinnen an Wert, 
Zieren, wie Kerben, des Streitbaren blutrotes Schwert.


                                                 VIII

Ziel scheint erreicht, Fassade geschmückt mit schillernden Orden,                                            
Wasser der Mühle zum siechenden Rinnsal geworden.
Flieht von zu Hause nach wildfremden Ländern, um nichts 
 zu seh’n,                                          
Kann die Metamorphose nicht mehr versteh’n.

 

                                                  IX 
Fremd wirkt die Welt, die stets nach neuen Rezepten bestellt,
Eigene Schöpfung er stets als das Weiseste hält.
Kampf ist zu Ende, glutrote Sonne wärmt steife Glieder,
Freut sich des Frühlings, singt leise distichische Lieder.

 

Aus ist pulsierendes, neidvolles, egoistisches, großmüt’ges Schweifen,
Zeigt jetzt Interesse für Gerüche verschiedener Seifen.
Stirn wird nun faltig, stellt sich Atropos persönlich vor,
Prüft er kundig das prunkvoll erlösende Tor. 

 

                                                                                                                     

Kleine Orgasmen werden ein Ganzes, Kelch ist gefüllt,               
Qualvolle, schlaflose Nächte blumig umhüllt.
Schmerz nicht, Hitze nicht, Reue nicht, kein rastlos 
ratendes Bangen,                                        

Freude nicht, Hunger nicht, kein sehnsuchtsvolles Verlangen. 

 

Brücke, erlösende, Putten, Schwäne, züngelnde Schlangen,
Bäume mit unendlich vielen Losen behangen.
Eins wird er ziehen, eins wird ihn fangen und wär ’s nur ’ne Wette,  
Hat er ein Leben aus Gold an lästiger Kette.

Neuigkeiten

Panorama Schkeuditz City

Maria Pawlowna

Lyrik und Prosa

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In Vorbereitung

Gebrochene Siegel

(Arbeitstitel)

oder 
Lachesis’ gestaltende Kraft

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Trilogie

Gebrochene Siegel

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Buch II

Mors certa

 

 

Helmut Kleinschmidt

 

Gebor​en 1948 im südthüringischen St. Kilian. Hier träumerisch, spielend und um-sorgt aufgewachsen.

Seit 1975 im Großraum Leipzig beruflich tätig gewesen, berichtet über einen wechselhaften beruflichen Lebensweg.

Eigene Erfahrungen sind die Grundlage für einen kritischen und selbstkritischen Rückblick, der unterhaltsam zum Nachden-ken anregt.

(Auszüge auf den Unterseiten Gebrochene Siegel und

Mors certa.)

Von der geometrischen Primitive bis zur Kunst ist es nur ein kurzer Weg.

Ihn zu finden, das ist Kunst!

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© Helmut Kleinschmidt